Das Spiel der fünf Tiere
Five Animal Play
Wǔ Qín Xì
(Mandarin)
Ng Kam Hei
(Kantonesisch)
Das Spiel der fünf Tiere ist wohl die ausgefallenste
und zugleich witzigste Kunst im Qi Gong
Das Vermächtnis des genialen Arztes Hua Tuo
Das Spiel der fünf Tiere ist dem berühmten chinesischen Arzt des 2. Jhd. n. Chr., Hua Tuo, zu verdanken. Hua Tuo, der auch als Gott der Medizin verehrt wird, war Experte der Kräuterlehre, der Akupunktur und sogar der Chirurgie, 15 Jahrhunderte bevor man im Westen damit begann. Außerdem war er ein herausragender Qi Gong-Meister.
Hua Tuos wunderbare Kunst war schon damals dafür bekannt die Gesundheit zu erhalten, Krankheiten zu überwinden und zu einem langen Leben zu verhelfen. Seine Schüler sollen auch mit 90 Jahren noch starke Zähne und scharfe Augen gehabt haben.
Das Spiel der fünf Tiere war die erste Form des Qi Gong, die spontane Bewegungen auslöste. Erst seit seiner Entwicklung erfahren Praktizierende äußerliche Manifestationen des innerlichen Energieflusses. Es gilt somit als Vorreiter dafür was wir heute als Qi Flow oder selbstmanifestierende Chi-Bewegungen kennen.
Die fünf Tiere sind der Vogel, der Hirsch, der Affe, der Tiger und der Bär. Sie unterscheiden sich also von den klassischen fünf Tieren des Shaolin Kung Fu, welche aus Drache, Tiger, Leopard, Schlange und Kranich bestehen.
Zwei „Glaubensrichtungen“
Das Verständnis zum Spiel der fünf Tiere spaltet sich in zwei Lager und ist bis heute Grund für Diskussionen.
Es wird also diskutiert ob die tierähnlichen Bewegungen die Ursache oder die Wirkung des Spiels der fünf Tiere sind.
Von den beiden Methoden ist die Manifestations-Methode effektiver um Krankheiten zu überwinden und die Gesundheit zu erhalten
Wie der Name bereits sagt operiert die Form-Methode auf der Formebene. Durch das Imitieren bestimmter Tierbewegungen, die einen direkten Bezug zu bestimmten inneren Organen und Meridianen haben, versuchen Praktizierende die zugehörigen Organe und Meridiane zu beeinflussen um Krankheiten zu überwinden und die Gesundheit zu fördern. Durch das Öffnen ihrer Arme wie einen flatternder Vogel, versuchen Praktizierende beispielsweise ihr Herz zu öffnen und den Energiefluss im Herzmeridian anzuregen.
Großmeister Wong Kiew Kit versprüht auch in hohem Alter
noch jede Menge Vitalität. Hier beim Bird Play.
Danke an
Fully Alive für das Foto.
Bei der Manifestations-Methode sind die physischen Bewegungen eine äußerliche Manifestation des Energieflusses. Wenn Praktizierende spontan ihre Arme wie ein flatternder Vogel ausbreiten, ist dies das Resultat des geöffneten Herzens und des angeregten Energieflusses entlang des Herzmeridians.
Die Manifestations-Methode repräsentiert das Ergebnis eines Heilungsprozesses, während die Form-Methode den Versuch des Anstoßes eines Heilungsprozesses repräsentiert.“
Archäologische Funde im 20. Jhd. legen nahe, dass Hua Tuo nicht die Bewegungen von Tieren imitiert hat, sondern dass sich diese nach Ausübung von dynamischen Qi Gong-Übungen unwillkürlich manifestiert haben. Somit hat er den Prototypen des Genres entwickelt, das heute „selbstmanifestierende Chi-Bewegungen“ genannt wird. Dieser Fund hat sich leider noch nicht wirklich rumgesprochen, weshalb immer noch viele Schulen die reine Form-Methode praktizieren.
Beim Spiel des Hirschen kommt Schwung in die Gruppe.
Die Shaolin Wahnam-Methode
Auf Anregung von Sifu Adalia hat unser Großmeister nach Studium klassischer Überlieferungen die Wahnam-Version des Spiels der fünf Tiere entwickelt und unterrichtet diese seit 2014 in aller Welt.
In Shaolin Wahnam praktizieren wir nun eine Verschmelzung aus Form- und Manifestationsmethode. Wir verwenden also Techniken, die Tierbewegungen nachempfunden sind und kombinieren diese mit der Fähigkeit tierähnliche Bewegungen im Chi Flow zu manifestieren.
Folgenden Inspirationen ist unser Großmeister bei der Entwicklung der Techniken gefolgt.
- Hirsch
- vom Herumlaufen mit „Geweih“ eines Schülers in den selbst-manifestierenden Chi-Bewegungen
- Affe
- von einer seiner Spezialitäten, dem Affen-Kung Fu
- Vogel
- von einer Qi Gong-Übung aus den 18 Juwelen, dem „tanzenden Schmetterling“
- Bär
- von einer Technik aus dem Wudang Tai Chi Chuan
- Tiger
- von einer Kung Fu-Technik aus der Tigerform des Xinqiquan
Wir sind froh in Shaolin Wahnam einen weiteren geschichtsträchtigen Schatz eines legendären Meisters zu hüten vielfältige Nutzen daraus ziehen zu können und ihn für die Nachwelt zu erhalten.
Der Bär stapft mit kräftigen Schritten.
Die Charakteristik der 5 Tiere
Hua Tuo ließ seine Schüler also höchstwahrscheinlich nicht bewusst Tierbewegungen nachahmen, sondern kategorisierte die spontanen Chi Flow-Bewegungen in 5 Gruppen.
Typische Manifestationen in Form von Bewegungen, Gefühlen und Lauten während der Ausübung:
Vogel (Niao)
- Bewegungen
- Öffnen des Brustkorbs, flatternde Arme
- Gefühle
- Glücklichsein
Hirsch (Lu)
- Bewegungen
- Herumrennen, oft mit Fingern als Geweih
- Gefühle
- Begeisterung
Affe (Yuan)
- Bewegungen
- Grimmassen, herabhängende Arme, manchmal gebeugte Beine oder auf allen Vieren
- Laute
- „Chii“- und „Hoo“- Laute, Kichern
- Gefühle
- Neugier
Tiger (Hu)
- Bewegungen
- wilde Blicke, „böse“ Augen, Brust vorgestreckt, Hände manchmal in Klauen
- Laute
- „Aah“- und „Jaa“- Laute
- Gefühle
- Ärger
Bär (Xiong)
- Bewegungen
- aufrechte Haltung, gerundete Augen, manchmal mit gewinkelten Handgelenken, mit kräftigen Schritten stapfen
- Gefühle
- Rechtschaffenheit
Die Manifestationen des Energieflusses im Herzbeutel, dem Dreifachen Erwärmer und in deren Meridianen ähnelt übrigens jenen des Herzens, weshalb auch diese Organe und Meridiane dem Vogel zugeordnet sind.
Nicht jeder Chi Flow kann eindeutig einer diese Kategorien zugeordnet werden, trotzdem sind es aber recht häufige Muster.
Die Praxis eines Tierspiels muss nicht zwangsläufig auch zur Manifestation desselben führen. Das heißt, auch wenn man die Übung des Tigerspiels durchführt, kann es dazu kommen, dass man sich in der spontanen Phase in der Charakteristik des Vogels bewegt, z.B. wenn eine Blockade im Herzmeridian vorliegt. Wie immer gilt also auch hier Wu Wei. Meistens fällt aber auch die spontane Phase in die Sparte der zuvor ausgeübten Technik.
Die spezifischen Nutzen und Einsatzgebiete
Hier die körperlichen und emotionalen Zusammenhänge der einzelnen Tierspiele:
- Das Spiel des Vogels
- Herz, Dünndarm, Depressionen, Lebensfreude
- Das Spiel des Hirschen
- Leber, Gallenblase, Ärger, Aggression, Blut, Bluthochdruck, Entschlusskraft, physische und mentale Agilität
- Das Spiel des Affen
- Magen, Milz, Magengeschwüre, Appetit, Sorgen, Lebenslust
- Das Spiel des Tigers
- Lunge, Dickdarm, Kummer, Trauer, Depressionen, Tuberkulose, Lungenkrankheiten, Schüchternheit, Zuversicht, Entschlossenheit, Selbstvertrauen
- Das Spiel des Bären
- Nieren, Blase, Ängste, Intellekt, sexuelle Probleme, Fruchtbarkeit, Vitalität, Zuversicht, Menstruations- und Wechselprobleme, Stress
„Warum drückt sich der spontane Energiefluss eines Übenden mit Lungenproblemen in Form von Bewegungen und Lauten eines Tigers aus? Dies ist eine ganz natürliche Reaktion. Über viele Jahrhunderte stellten frühere Meister empirisch fest, dass sich die Energie bei Lungenbeschwerden in dieser Form ausdrückt.“
Das Spiel des Affen ist besonders freudvoll.
Fazit
Alte Beschreibungen deuten darauf hin, dass Hua Tuos Schüler und nachfolgende Schulen des Spiels der fünf Tiere eher auf niedrigem Niveau, auf körperlicher Ebene, praktiziert haben. Daher waren häufig 30-50 Wiederholungen der auslösenden Übungen für einen leichten Qi Flow nötig.
In Shaolin Wahnam genügt es die Übungen etwa 10-15 Mal auszuüben um einen heftigen Flow auszulösen. Für Fortgeschrittenen reichen gar nur 3-5 Wiederholungen. Das liegt daran, dass wir auf der Ebene des Geistes, der tiefsten und kraftvollsten Ebene, praktizieren.
Wahrscheinlich hat Hua Tuo sein Qi Gong deshalb nicht intensiv auf eine tiefere Ebene weiterentwickelt, weil er mit der Kräuterlehre und Akupunktur auch andere sehr wirkungsvolle Mittel zur Verfügung hatte, um seinen Patienten zu helfen.
Bei der Ausübung des Spiels der fünf Tiere kann sich der Kwoon bei unseren Kursen durchaus mal kurzfristig in einen Zoo verwandeln. Auch wenn wir uns den spontanen, animalischen Bewegungen hingeben, ist der Effekt aber natürlich nicht bleibend. Wir verwandeln uns durch die Praxis also nicht in Tiere.
Diese wunderbare Kunst zählt sicher zu den witzigsten und ausgefallensten im Qi Gong. Wer sich frei und sorglos wie ein Kind oder eben ein kleines Äffchen fühlen möchte, ist beim Spiel der fünf Tiere genau richtig. Denn neben der Gesundheitspflege und der Vermittlung von Vitalität kommt auch der Spaß beim Üben nicht zu kurz.
Jaaaww, Grrrrrrr, chihihihi, ...
Ein Käfig voller Tiger.
Autor: Sifu Leonard Lackinger
teilweise übersetzte Originaltexte
von Großmeister Wong Kiew
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Links:
Das Spiel der 5 Tiere - Onlinekurs im Shaolin Treasure House
Videos vom Kurs in Barcelona 2014
Videos vom Kurs in New York 2015
Videos vom UK Summer Camp 2015, Teil 1
Videos vom UK Summer Camp 2015, Teil 2
10 Questions to Grandmaster Wong about Five Animal Play (Overview)
10 Questions to Grandmaster Wong about Five Animal Play (Forum)
10 Questions to Grandmaster Wong about Five Animal Play (PDF)
Artikelübersicht:
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