Weitere Methoden für Kampffähigkeiten


Wie du lernst, mit klassischem Kung Fu zu kämpfen
Teil 5

Die Einzelanwendung und die Kampfsequenzen sind aber nicht die einzigen Maßnahmen, um den freien Einsatz traditioneller Techniken und Prinzipien zu trainieren.

Bei allen den folgenden Methoden wird das Repertoire anfangs auch drastisch eingeschränkt, um Fähigkeiten wie „Hören“ (= Fühlen, Sensitivität) zu entwickeln und seine „Brücken“ (= mit dem Gegner gekreuzte Arme) zu trainieren.

Nach und nach kann man mehr Techniken, Taktiken und Variationen hinzufügen.

Pushing Hands und Striking Hands

Im Tai Chi Chuan macht „Pushing Hands“ (Tui Shuo) einen wichtigen Teil des Trainings aus. Es ist eine wunderbare Möglichkeit gemeinsam mit einem Partner zu üben und zu fließen. Wenngleich der Übungsaufbau immer gleich ist, ist es immer wieder spannend welch großenUnterschied es ausmacht den Partner zu wechseln. Man lernt nämlich sich in den Gegenüber einzufühlen, und neben seiner Intention auch seine Emotionen und seinen Fokus wahrzunehmen. Besonders interessant ist, dass es den meisten einfacher fällt, korrekt zu reagieren, wenn man die Augen geschlossen hat.

Technisch ist Pushing Hands stark reduziert. Anfangs üben wir mit Stichen mit der Schlangenhand. Danach sind nur noch Stöße mit „Open Window to look at the Moon“ erlaubt, wobei diese frontal, aus 90°-Winkel oder zum Rücken des Partners ausgeführt werden.


Taijiquan Pushing Hands

Pushing Hands ist eine der wichtigsten Trainingsmethoden im Tai Chi Chuan und bildet die Grundlage für das spätere Striking Hands.

Ein Hauptziel von Pushing Hands ist nicht bloß das Wegstoßen des Partners oder dessen Neutralisierung des Angriffs. Vielmehr trainiert Tui Shou die Beinarbeit. Ändert der Gegenüber den Winkel, passen wir uns spontan an. Dies ist nicht nur innerhalb dieser Übung hilfreich, sondern natürlich auch in Kampfsituationen.

Im Chen-Stil ist die zweite Hand oft am Ellbogen des Partners, was diverse Hebeltechniken ermöglicht.

Da Chinesen sich gerne knapp ausdrücken ist „Striking Hands“ (Da Shou) die Entsprechung für „Striking-Kicking-Felling-Gripping Hands“, also für Schläge, Tritte, Würfe und Griffe. Ausgehend von den kreisenden, gekreuzten Unterarmen des Pushing Hands werden sukzessive weitere Techniken hinzugefügt bis schließlich eine sehr freie Partnerübung entsteht, wobei nur die Ausgangssituation vorgegeben ist.

Bei Turnieren unterscheidet man übrigens zwischen mobilem und stationärem Pushing Hands. Bei Ersterem darf man sich frei bewegen. Bei Zweiterem müssen die Füße auf einer Markierung am Boden bleiben. Wer hinaustreten muss oder umfällt, verliert.

Klebende Hände

Im Wing Chun Kung Fu sind die „klebenden Hände“ (Chi Sau, Sticking Hands) eine vielverwendete und wichtige Methode. Je nach ankommendem Druck schaltet man spontan auf die ideale Abwehrtechnik um. Ergibt sich eine Lücke, gleitet man hinein und nutzt die Gelegenheit.


Wing Chun Chi Sau

Klebende Hände mit verbundenen Augen

In Shaolin Wahnam verwenden wir große Kreise, wie die Wolkenhände im Tai Chi Chuan, anstatt dem verbreiteten Hin-und-her-Wiegen. Anfangs sind nur bestimmte Schläge erlaubt. Später wird das Repertoire erweitert.

Kneading Hands

Im Wuzuquan (Fünf Ahnen Kung Fu) werden die „knetenden Hände“ (Cuo; Kneading Hands) trainiert.

Besonders um diverse Griffe zu lösen und rasch zu kontern ist diese Methode bestens geeignet.

Als Basis dient das Basis-Set des Stils „San Zhan“.

Men Kiew

Im Shaolin Kung Fu ist das Training der „Brücken“ bereits in den Kampfsequenzen integriert. Somit ist das Training hier subtiler und nicht isoliert.

Besonders schön ist dies in der ersten Sequenz von „Asking Bridge“ bzw. „Connecting Bridge“ umgesetzt.

Fazit

Jeder Stil ist in sich komplett. Wer jedoch die Gelegenheit hat, sich die Methoden der anderen Stile auszuborgen, sollte diese ergreifen, da sich die Stile – zumindest innerhalb von Shaolin Wahnam – gegenseitig unterstützen.

Sifu Leo

Autor: Sifu Leonard Lackinger

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