Fragen und Antworten
Ausgabe 2022-01

Frage 1

Wie viele Wiederholungen werden von der Übung den „Himmel anheben“ gemacht??

- Carolin

Ein guter Richtwert für AnfängerInnen ist 15 Wiederholungen, wobei du auch nicht unbedingt mitzählen musst.

Dem „aktive Übungsteil“ unserer täglichen Übungseinheit von 10-15 Minuten sind etwa 3-4 Minuten gewidmet. Darin machst du einfach so viele Wiederholungen wie sich ausgehen.

Aber auch diese Angabe gilt der Orientierung und du brauchst dir keinen Alarm dafür zu stellen. Mit der Zeit entwickelst du ein Gefühl dafür, wie lange die einzelnen Abschnitte der Session dauern.

Schlussendlich dient die Übung dazu, „Qi Flow“ auszulösen. Sobald die Energie gut fließt, kannst du schon loslassen, auch wenn du mal nur 10 Wiederholungen dafür gebraucht hast. Das spricht nicht für Faulheit, sondern vielmehr für die gesteigerte Qualität und Effizienz deiner Praxis.

Frage 2

Was ist deine Lieblingswaffe im Kung Fu und warum?

- Verena

Am liebsten ist mir das „Jian“, das doppelschneidige Schwert.

Es ist eine leichte, kurze Waffe, die meinem Körperbau und meiner Eigenschaften zugutekommt.

Wenngleich es oft dem Phönix zugeschrieben wird, dem weichsten aller Kung Fu-Tiere, hat das Schwert in Shaolin Wahnam eher die Charakteristik des Drachen, was sich gut in unserem Set „Shaolin Travelling Dragon Sword“ widerspiegelt.

Als „Waffe der Meister“ ist es außerdem eine willkommene Herausforderung.

Aufgrund seiner zierlichen Beschaffenheit hält es keinem harten Block eines „Guan Dao“ (Hellebarde) Stand. Mit Beinarbeit und Geschick umgeht man den direkten Aufprall und attackiert zum Beispiel den gegnerischen Arm, der die Hellebarde hält.

Das „Guan Dao“ selbst mag ich übrigens auch sehr gern, wenngleich ich nicht der ideale Typ dafür bin.

Eigentlich sind alle Stielwaffen sehr interessant, vom banalen aber vielseitigen Stock, über den Speer bis hin zum schweren Dreizack.

Zierlich und doch höchst effektiv.
Das Schwert galt auch als die Waffe der Wu Xia, den Kung Fu-Rittern.

Frage 3

Wenn man schon täglich meditiert, ist es dann sinnvoll, diese Körperübung [Qi Gong] vorher zu machen und dann zu meditieren? Oder umgekehrt?

- Ulli

Beides ist möglich, aber nicht notwendig.

Wenngleich der körperliche Aspekt im Qi Gong im Vergleich zu sitzender Meditation natürlich stärker ausgeprägt ist, so ist es doch viel mehr als „Körperarbeit“. Sinngemäß übersetzt ist es die „Kunst der Energie“ und kultiviert alle unsere drei Schätze, also Körper, Energie und Geist.

In den einzelnen Phasen unserer Qi Gong-Übungseinheit durchlaufen wir mehrere Arten von Meditation.

Von der „bewegten Meditation“ gehen wir in eine „fließende Meditation“ und schließlich in die „Standmeditation“ über.

Daher ist unser Qi Gong allein, eigentlich schon genug geistiges Training.

Es ist sogar so kraftvoll, dass so manche Fortgeschrittene „Satoris“, also spirituelle Erweckungsmomente, erlebt haben. Eine Errungenschaft, nach der Zen-Praktizierende nach Jahrzehnten der Praxis ihrem Meister die Füße küssen würden.

Wer zuvor schon sitzende Meditation gelernt und gemacht hat, kann sie gemäßigt fortsetzen. Zu beachten ist aber, dass sich die beiden Künste gegenseitig aufschaukeln.

Bodhidharma hatte die Qi Gong-Übungen ja gelehrt, um die Shaolin-Mönche für die sitzende Meditation zu rüsten. Sie haben sich aber im Laufe der Zeit selbst zu einem sehr kraftvollen Werkzeug entwickelt.

Darum ist es wichtig aufzupassen, dass es insgesamt nicht zu viel und nicht zu intensiv wird, um Übertraining zu vermeiden. Das ist etwas, dass anfangs von vielen unterschätzt wird, wenn sie zuvor schon anderswo trainiert hatten und dann mit unserem Qi Gong beginnen.

Frage 4

Macht man beim Einatmen eine Brust- oder Bauchatmung?

- Johann

Atme beim Qi Gong einfach ganz natürlich.

Wenn es dir leichtfällt, in den Bauch zu atmen, kannst du das ruhig tun.

Tief in den Bauch zu atmen ist die natürliche und optimale Atmung, die man auch bei Babys beobachten kann.

Wir forcieren es aber nicht.

Vielen Menschen, die – wohl auch aus Stress – eine flache, hohe Atmung haben, fällt es schwer tief zu atmen. Darum ist es nicht Teil unserer Anleitungen, weil es für diese Leute dann nur zu noch mehr Stress und Unsicherheit führen würde.

Mit der Zeit wird der Atem durch die Praxis aber von ganz allein tiefer und ruhiger.

Das kleine Universum ist eine große
Errungenschaft im Qi Gong.

Frage 5

Muss man beim Qi Gong auf die „Lage“ der Zunge achten?

- Erika

Entgegen der häufigen Anleitung, brauchst du dich nicht um die Lage der Zunge zu kümmern. Lass sie einfach entspannt liegen.

Aber woher kommt es, dass es oft heißt, man solle die Zungenspitze an den Gaumen legen?

Diese Position soll helfen, den Ren- und den Du-Meridian miteinander zu verbinden. Sind diese beiden „wundersamen“ Meridiane vereint, erlangt man das „kleine Universum“, häufig auch „mikrokosmischer Orbit / Kreislauf“ genannt.

Der vollständige und permanente Durchbruch ist eine hohe Errungenschaft, die einiges an Vorarbeit benötigt. Darum überrascht es uns immer wieder, dass einige Schulen bereits AnfängerInnen Details hoher Künste aufbürden, für die sie ohnehin noch nicht bereit sind.

Manche LehrerInnen wollen vielleicht auch durch ihre detailreiche Anleitung imponieren, wobei ihnen aber das Verständnis fehlt.

Für uns gilt „weniger ist mehr“.

Die Zunge am Gaumen verwenden wir ausschließlich beim Erlernen des kleinen Universums (nach einigen Jahren der Praxis). Ist der Kreislauf erst mal durchbrochen und das Qi schwappt von einem in den anderen Meridian über, ist diese spezielle Zungenlage dann nicht mehr notwendig, wenngleich sie die fortgeschrittene Praxis weiter unterstützen kann.

 

zurück zur Übersicht der Fragen & Antworten

Stelle selbst eine Frage!