Fragen und Antworten
Ausgabe 2021-07

Es gibt unzählige Qi Gong-Übungen, doch alle haben das
gleiche Ziel: guten Energiefluss entwickeln.
Frage 1
Gibt es sinnvolle Kombinationen/Abfolgen von verschiedenen Übungen oder kann man jede Übung kombinieren (z.B. 18 Lohan Hände & 18 Juwelen)?
- Stefan
Ja und nein. :)
In vielen Qi Gong-Schulen und Stilen ist es sinnvoll, eine Abfolge von Übungen in der vorgesehenen Reihenfolge auszuführen.
In Shaolin Wahnam sehen wir die Übungen als Werkzeuge, die wir mit dem Ziel einsetzen, unseren Energiefluss anzuregen. Haben wir das geschafft, lassen wir die Energie im Qi Flow frei fließen und nachwirken. Das Qi wird dann dorthin fließen, wo es am meisten gebraucht wird.
Da diese Methodik nahezu einzigartig ist, müssen sich andere Schulen mit dem Energiefluss begnügen, der während der Ausführung der Techniken entsteht. Darum macht es Sinn, mehrere Übungen auszuführen, damit alle Körperregionen und Meridiane aktiviert werden.
Der für uns so wichtige und höchst effektive Teil der Praxis, in dem wir „Wu Wei“ walten, also die Energie unbeeinflusst für uns arbeiten lassen, ist dort nicht vorhanden.
Welches Werkzeug wir verwenden, um den Qi Flow auszulösen, ist nebensächlich. Du kannst alle Übungen, die du kennst, kombinieren wie du möchtest. Eine übliche Session enthält bei uns 1-3 beliebige Übungen.
Nur bei unserer schwungvollen Übungsart, den „selbst-manifestierenden Qi-Bewegungen“ gibt es ein paar Standard-Kombinationen. Zum Beispiel „Himmel anheben“, „Berge schieben“ und „Mond tragen“ aus den 18 Lohan Händen. Oder auch „Berge heben“, „Doppeldrache“ und „Zappeln wie ein Fisch“ aus den 18 Juwelen. Du kannst aber auch deine eigene Zusammenstellung machen.
Danke dem Qi Flow können wir üben was wir wollen und dennoch wird die Energie stets zu unserem Besten handeln.
Frage 2
Ist Qi Gong eine gute Übungsmethode, um dann später Kung Fu zu lernen?
- Dominik
Auf jeden Fall!
Speziell für alle, die noch mit gesundheitlichen Beschwerden kämpfen.
Im Kung Fu gibt es die Redewendung „Kümmere dich zuerst um deine Gesundheit, bevor du lernst dich zu verteidigen!“. Das dient uns als Leitfaden und harmoniert perfekt mit unserem obersten Prinzip „Safety first!“.
Viele haben bei uns mit Qi Gong ihre Gesundheit verbessert. Als sie dann nicht wussten, wohin mit all der neuen Energie, haben sie ihre Ausbildung mit einer Kampfkunst vertieft.
Unser Shaolin Kung Fu und Tai Chi Chuan sind übrigens ebenfalls Qi Gong, also Training der Energie und darin sogar weit stärker als reines Qi Gong.
Somit kannst du mit Qi Gong zuerst schon einen guten Einstieg in das energetische Training machen und dir einen kleinen Vorsprung im Vergleich zu kompletten Neueinsteigern erarbeiten.
Wenn dir gesundheitlich nichts fehlt, ist mit Qi Gong zu beginnen also hilfreich, notwendig ist es aber nicht. Auch in unserem Kung Fu-Training erlernst du alles, was du für deine hochwertige Ausübung brauchst, um alle „drei Schätze“ miteinzubeziehen, also Köper, Energie und Geist.

Durch das Kampfkunst-Training
sprüht man nur so vor Energie.
Frage 3
Ich muss beim Üben immer wieder gähnen, obwohl ich nicht müde bin. Kommt das eventuell von der Nasen-Mund-Atmung, die ich nicht gewohnt bin?
- Mags
Gähnen ist ein häufiger Nebeneffekt unserer Qi Gong-Praxis. Wie du richtig erkannt hast, hat es in diesem Fall nichts mit Müdigkeit zu tun.
Vielmehr dient das Gähnen dem Abstoßen von Altem und Verbrauchtem, also der Reinigung. Und darum geht es ja bei Qi Gong. Somit ist es ein gutes Zeichen dafür, dass du richtig und effektiv übst.
Mitunter kann es vorkommen, dass das Gähnen sehr ausgiebig, lang oder auch laut wird.
Lass ruhig alles raus und freue dich, dass du wieder einiges an alten Lasten und Giftstoffen losgeworden bist.
An die Nasen-Mund-Atmung wirst du dich übrigens sicher bald gewöhnen, bzw. erinnern. Denn als du klein warst, hast du sicher auch so geatmet und es ist dir im Laufe des Lebens – so wie vielen anderen – abhandengekommen. Durch das beständige Üben wird die natürlich Atmung auch wieder ganz natürlich für dich werden.
Frage 4
Sind alle der sechs Harmonien gleich wichtig?
- Andrea
Schlussendlich sind die sechs Harmonien eine vollständige Anleitung für die perfekte Ausführung einer Kung Fu-Technik. Perfekt wird sie also nur, wenn alle Aspekte vorhanden sind.
Wenn ich eine wichtigste herauspicken muss, sage ich, dass der Geist immer am wichtigsten ist. Fokus und Intention sind immer entscheidend, sowohl beim Üben einer Technik, im Kampf und auch karmisch.
In hochwertigem Kung Fu beginnt alles mit dem Shen (dem Geist), einer der drei inneren Harmonien. Jing, oder der Köper muss ebenfalls entspannt und harmonisch sein. Qi, di Energie, hält alles zusammen und verleiht uns die Kraft für die Ausführung.
Die drei äußeren Harmonien würde ich als ein Paket in den Vergleich nehmen. Sie beschreiben die körperliche Mechanik, also den Ablauf, wann welches Körperteil in die Bewegung mit einstimmt. „Beginne mit den Beinen, rotiere den Bauch und ende mit der Hand.“ Das zieht sich durch nahezu alle Schlag- und Tritttechniken durch.
Wie gesagt, keiner der Aspekte darf fehlen, um eine Technik zum Meisterwerk zu machen.

Die sechs Harmonien in Einklang.
Frage 5
Kann ich im Dunklen üben, oder muss zumindest eine Kerze brennen?
- Thomas
Die oberste Regel ist immer, dass du sicher bist. Im Alltag wie bei deiner Praxis.
Wenn du nun im Qi Flow den Bewegungsimpulsen freien Lauf lässt und dich stärker bewegst, solltest du die Augen aufmachen können, um dich zu orientieren und nirgendwo reinzustolpern.
Daher lass zumindest eine Kerze brennen und vermeide sie umzuschmeißen. Hmmm, dreh am besten ein gedimmtes Licht auf. :)
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