Fragen und Antworten
Ausgabe 2017-9
Häufig fragen uns Freunde oder Familienmitglieder
warum wir auf einmal so strahlen und so gelassen sind.
Frage 1
Merkt man das, wenn sich Blockaden lösen?
Oder passiert das ohne, dass man es mitbekommt?
- Petra
Ja! (beides ist möglich)
Nur wenige Menschen können Energie überhaupt spüren. Noch weniger können Meridiane und Blockaden genau lokalisieren. Das heißt die direkte Wahrnehmung der Auflösung von Blockaden ist sicher selten. Durch unsere sehr kraftvolle Praxis entwickeln viele unserer Schüler zwar nach und nach in individuellem Ausmaß eine gewisse Wahrnehmung für Chi, aber es bedarf vieler Jahre und wohl auch etwas Veranlagung, um Energiefluss und Blockaden darin detailliert zu erkennen.
Die Wahrnehmung erfolgt also zumeist indirekt. Hat eine Blockade im Energiesystem einen Schmerz verursacht, merken wir zwar nicht unbedingt wie sich die Blockade auflöst, aber sehr wohl, dass der Schmerz danach weg ist. Gerade wenn sich physische Schmerzen während einer Qi Gong-Übungseinheit auflösen, merken wir üblicherweise sofort den Unterschied.
Wenn aufgestaute Emotionen losgelöst werden, kann es sein, dass wir diese auf ihrem Weg nach draußen in einem gewissen Ausmaß nochmals durchleben. Dementsprechend können dabei kurzfristige Trübseligkeit, Grant oder Nervosität auftreten.
Meistens verlaufen die Reinigungs- und Veränderungsprozesse aber sehr subtil und über einen längeren Zeitraum ab, wodurch wir sie nicht so unmittelbar mitbekommen. Dies beschreibt den Idealfall, in dem uns die Reinigung nicht in unserem Alltag beeinträchtigt. Häufig fällt uns dann erst im Rückblick auf, dass die früher gewohnten Rückenschmerzen eigentlich gar nicht mehr da sind oder dass wir seit Wochen sehr gut ein- und durchschlafen.
Oft ist sogar der Hinweis eines Familienmitglieds oder Freundes wie „Wieso strahlst du so?“ oder „Du wirkst so gelassen.“ nötig, damit wir unsere Erfolge realisieren. Das liegt daran, dass wir uns Tag für Tag an die kleinen Veränderungen gewöhnen und sie gar nicht wirklich wahrnehmen.
Dieser Normalisierungsprozess wird durch das bekannte Froschexperiment gut veranschaulicht. Setzt man einen Frosch in ein Gefäß mit heißem Wasser, wird er sofort wieder rausspringen. Setzt man ihn aber in das Gefäß und erhitzt das Wasser langsam, lässt er sich auch kochen. Dieses – zwar unschöne – Experiment zeigt sehr gut, dass man Unterschiede erst ab einem gewissen Maß wahrnimmt. Eine Erkenntnis, die auch in der Wirtschaft und Politik gerne angewandt wird. Steuern von heute auf morgen zu verdoppeln treibt die Menschen auf die Barrikaden. Alle 1-2 Jahre ein wenig zu erhöhen, führt zwar nicht zu Begeisterung, aber auch nicht zur spontanen Revolte.
Dieses Phänomen findet auch im Umgekehrten statt, wie unsere persönliche Entwicklung in der Qi Gong-Praxis zeigt. Passieren sprunghafte Auflösungen von Beschwerden, springen auch wir vor Freude in die Luft. Häufig erfolgt die Reinigung aber in kleinen, unmerkbaren Schritten und uns wird das Erreichte erst durch „nachrechnen“ und Vergleich mit unserem früheren Befinden bewusst.
Jeder wird hin und wieder auch kleinere oder größere Aha-Effekte erleben, wenn sich Kopfschmerzen, Verspannungen oder Schmerzen durch eine einzelne Qi Gong-Session auflösen, sich getrübte Stimmung erhellt oder Stress schlagartig abfällt. Im Normalfall fühlen wir uns aber einfach erfrischt und munterer. Die großen Erfolge und Wesensveränderungen benötigen Zeit und für ihre Wahrnehmung häufig Reflektion. Hierbei kann die Fortschritts-Tabelle hilfreich sein.
Frage 2
Ich habe früher, also bevor ich mit Qi Gong begonnen habe, viel Rückenübungen am Boden gemacht.
Im Chi Flow passiert es mir häufiger, dass ich diese Übungen spontan wieder gemacht habe.
Ist das okay oder beeinflusse ich da absichtlich, was wir ja eigentlich nicht tun sollen?
- Alexandra
Sofern du dich nicht absichtlich dafür entscheidest, ist das vollkommen okay und das kommt auch immer wieder vor. Wichtig ist nur, dass du einfach deiner Intention folgst und mit dem Fluss mitgehst, also Wu Wei folgst, anstatt mit dem Verstand zu kontrollieren und bestimmte Übungen auszuwählen.
Gut möglich, dass die früher gelernten Rückenübungen in deinem Unterbewusstsein verankert sind und dann spontan abgerufen werden, weil sie dir in diesem Moment nützlich sind.
Auch diverse Yoga-Posen habe ich in den Chi-Flows meiner Schüler schon immer wieder beobachten können. Ebenso passiert es bei unseren Kampfkünstlern immer wieder, dass ihnen im Chi Flow Kung Fu-Techniken „passieren“. Manchmal sogar, wenn sie diese zuvor nicht gelernt haben, zumindest nicht in diesem Leben. Im Qi Gong führte Ems beispielsweise die Übung „Hungry Tiger Charges at Prey“ aus den 18 Lohan Künsten im Chi Flow exakt aus, ohne diese je gelernt zu haben.
Dieses Phänomen führt zu meiner Annahme, dass viele der klassischen Übungen aus Qi Gong, Yoga und anderen Energiekünsten ganz spontan und „im Fluss“ von herausragenden Meistern erschaffen wurden. Schließlich sind die fernöstlichen Künste aus der Praxis heraus entstanden, also nicht am Reißbrett erdacht worden.
Bodhidharma saß also sicher nicht vor seinem Schreibtisch und überlegte wie eine Übung aussehen müssen, damit der Herzmeridian gereinigt werden könne. Vielmehr wird er „Pfeile schießen“ praktiziert und dessen Effekt erfühlt haben. Die Philosophie bzw. Beschreibung der Effekte wurde also erst nach der Praxis formuliert.
Im Chi Flow können sich verschiedenste Bewegungen manifestieren.
Von Schwingen bis Tanzen, von Headbangen bis Yoga ist alles dabei.
Frage 3
Wenn ich mich im Stehen komplett entspanne, dann sacke ich doch auf den Boden zusammen, oder?
- Heinz
Das ist ein typischer Fall von unnötigem Intellektualisieren. Dabei genügt es einfach der Anleitung so gut wie möglich zu folgen.
Die Anleitung für unsere Grundhaltung „Wu Ji“ ist gerade zu stehen und zu entspannen. Sackt man zusammen, hält man sich nicht an den ersten Teil der Anleitung. Steht man verspannt da und zieht zum Beispiel die Schultern unnötig hoch, hält man sich nicht an den zweiten Teil.
Eine intellektuelle Erklärung wäre, dass wir gerade mal so viel Muskelaufwand betreiben, um die gewünschte Haltung oder Übung durchführen zu können. Oder wie Sifu Barry Smale es gerne ausdrückt: „Abwesenheit unnötiger Anspannung“
Außerdem sollte man Entspannung nicht mit Schlappheit verwechseln.
Entspannung verhilft uns dazu sowohl physisch als auch mental in allen Aspekten des Lebens bessere Ergebnisse zu erzielen. Schlappheit ist naturgemäß weit weniger produktiv.
Auch beim Zhan Zhuang dem Standtraining, das wir vor allem im Kampfkunst-Training praktizieren, betreiben wir gerade so viel Aufwand, um die gewünschte Pose aufrecht zu halten, sind also weder angespannt noch schlapp wie ein nasser Sack.
Frage 4
Können Blockaden der Grund für weiter Blockaden sein?
- Bernhard
Blockaden können durchaus weitere Folgeerscheinungen (weitere Blockaden und Beschwerden) verursachen. Dies wird zum Beispiel durch die 5 elementaren Prozesse bzw. die 5 Wandlungsphasen beschrieben. So können beispielsweise geschwächte Lungen (Metall) nicht ausreichend Energie für Nieren und Blase (Wasser) bereitstellen. Ein zu hohes Maß an Milzenergie (Holz) kann durch ein normales Niveau an Metallenergie (Lunge & Dickdarm) nicht im Zaum gehalten werden.
Ein geschwächtes Energiesystem sollte also nicht noch zusätzlich belastet werden und so weitere Folgen verursachen. Vielmehr sollte man nicht abwarten bis eines ins andere greift, sondern sich möglichst schon beim Entstehen einer Beschwerde darum kümmern.
Der positive Effekt der Wechselwirkungen zwischen den Organen macht sich beim Auflösen der ursächlichen Blockade bemerkbar. Ist die Wurzel behoben, verschwinden nach und nach auch die Folgeerscheinungen.
Alles in unserem Training dreht sich um Chi Flow, Energiefluss.
Ein paar Minuten reichen völlig aus, um tolle Erfolge zu erzielen.
Frage 5
Kann man eigentlich auch zu lang Chi Flow machen?
Ich muss ihn oft abrupt stoppen, obwohl er eigentlich noch weitergehen würde und ich ihn noch gerne ein wenig länger genießen würde.
- Dagmar
Die Gesamtdauer einer Übungseinheit unseres Qi Gong sollte 10-15 Minuten nicht übersteigen. Als ungefähren Richtwert kann man rund die Hälfte der Session im Chi Flow verbringen.
Zuerst genießen wir ein paar Wiederholungen der wundervollen Übungen und nach dem spontanen Energiefluss noch eine Weile die Ruhe in der Standmeditation. Da der Chi Flow für uns die Essenz des Qi Gong ist, bekommt er somit reichlich Zeit zugeschrieben. Dennoch sollten wir es nicht übertreiben. Die Blockaden und Giftstoffe, die wir währenddessen lösen, müssen auch abtransportiert werden. Außerdem möchten wir nicht, dass übermäßige Reinigungseffekte unser Leben beeinträchtigen. Unsere Praxis ist sehr effektiv und effizient. Ein wenig Zeit müssen wir dem Reinigungsprozess aber trotzdem gewähren.
Der Chi Flow sollte nicht abrupt abgestoppt werden. Denke ein-, zweimal sanft an dein Dantian und lass die Bewegungen harmonisch ausklingen. Das kann ruhig ein paar Sekunden dauern, besonders, wenn du dich während der spontanen Phase mal etwas heftiger bewegt hast.
zurück zur Übersicht der Fragen & Antworten
selbst eine Frage stellen