Fragen und Antworten
Ausgabe 2020-4

Übermäßige Anstrengung ist nach der
Traditionellen Chinesischen Medizin nicht zu empfehlen,
weil die verbrauchte Energie dann anderswo fehlt.
Frage 1
Immer wieder lese ich, dass zu viel Bewegung laut TCM gar nicht so gesund sei.
- Andrej
Die Menge an Bewegung ist nicht das Problem, sondern eher deren Art und Belastung.
Wenn die Energie in den Muskeln „eingesperrt“ wird, kann sie den inneren Organen fehlen
Übermäßiger Muskelaufbau wird in der TCM daher als „tote Energie“ bezeichnet. Energie muss harmonisch fließen, um nützlich zu sein.
Ebenso ist es mit übertriebenem Ausdauertraining und körperlicher Belastung. Wenn man den Körper zur Erschöpfung treibt und seine Energie verbraucht, fehlt sie anderswo.
Top-Sportler sind zwar super-fit, aber nicht unbedingt gesund. Fitness und Gesundheit sind nicht dasselbe.
Begriffe wie „ausgepowert“, „ausgebrannt“ oder „verausgabt“ zu sein, sind eigentlich deutliche Hinweise darauf, dass der Körper eine extreme Belastung erfahren und keine Reserven mehr zur Verfügung hat.
Der Schlüssel liegt, wie so oft, in der richtigen Balance.
Frage 2
Wie ist das aber mit dem harten Training der Shaolin zu vereinbaren?
Macht es wirklich die Verbindung zum Qi Gong möglich?
- Andrej
Zunächst ist es wichtig, zwischen ursprünglichem traditionellem Shaolin Kung Fu und modernem „Wushu“ zu unterscheiden.
Mehr dazu erfährst du in diesen Blog-Beiträgen:
Mogelpackung Shaolin - Nicht überall, wo Shaolin draufsteht, ist auch Shaolin drin
Von der Kampfkunst zu Kampfsport und Turnen
Das, was man heute im Fernsehen vom „Shaolin“-Training sieht, ist militärischer körperlicher Drill. Nur wenige der „Mönche“ betreiben innere Kultivierung wie Meditation. Und gesund ist modernes Wushu keineswegs, zumindest nicht in diesem extremen Ausmaß. Moderat betrieben aber sicherlich zu verkraften, so wie jede sportliche Betätigung.
Auch hochwertiges Qi Gong ist heute sehr schwer zu finden. Die meisten praktizieren es heute als sanfte Gymnastik und nicht als Energiekunst. Daher sind die Nutzen und Effekte gering bis nicht vorhanden.

Traditionelles Kung Fu ist schonender für den Körper als modernes Wushu
und lehrt auch die Kampfanwendung der Techniken.
Frage 3
Wieviel Sport / Bewegung bzw. Regeneration (Qi Gong oder Yoga/Stretch) ist für ein langes und gesundes Leben sinnvoll?
- Andrej
Generell sollte man ein gutes Mittelmaß finden. Wir empfehlen unseren SchülerInnen entweder 1-2 x 10 Minuten Qi Gong am Tag zu üben oder 30-60 Minuten Kampfkunst (+1 x 10 Minuten Qi Gong).
Unser effektives Qi Gong kann eventuell negative Auswirkungen von Sport gut kompensieren. Die Regenerationszeit nach Anstrengung und Verletzungen reduziert sich auf etwa ein Drittel der üblichen Zeit.
Unser Kampfkunsttraining ist selbst Qi Gong. Das heißt wir haben hinterher mehr Energie als zuvor, fühlen uns erfrisch und nicht ausgepowert. Unsere Trainingsmethodik ist aber ebenfalls sehr selten, wenn nicht sogar einzigartig.
Frage 4
Gibt es das Schwert eigentlich auch im Shaolin Kung Fu?
- Elena
Auch wenn es gerne Tai Chi-Schwert genannt wird, so ist das „Jian“ einfach ein zweischneidiges, chinesisches Schwert.
Somit ist es in einigen Kung Fu-Stilen zu finden.
Gerade Shaolin Kung Fu ist bekannt für sein großes Repertoire an verschiedensten Waffen. Da darf die „Waffe der Meister“ natürlich nicht fehlen.
In Shaolin Wahnam haben wir ein wunderbares, langes Shaolin Kung Fu-Set für das Schwert, das „Shaolin Traveling Dragon Sword“.
Das „Wudang Sword“ in unserem Tai Chi Chuan ist eine angepasste kürzere Variante davon.

Das chinesische Jian.
Eine zierliche und agile Waffe.
Frage 5
Beim Kung Fu-Training übt man ja weit längere Abfolgen als beim Qi Gong.
Wie ist es dabei mit der Intensität? Läuft man da nicht Gefahr ins Übertraining zu geraten?
- Toni
Wir sagen gerne, dass unser Tai Chi Chuan doppelt so stark ist wie unser Qi Gong. Unser Shaolin Kung Fu wiederum ist doppelt so stark wie unser Tai Chi Chuan. Dennoch sagen wir unseren KampfkünstlerInnen, dass sie 30-60 Minuten am Tag üben sollen und nicht bloß 10-15 Minuten wie beim Qi Gong.
Nun müsste man ja meinen, dass eine viermal so intensive Praxis, die auch noch viermal so lang ausgeübt wird, automatisch zu einer Überladung führen muss. Dennoch ist es nicht so. Warum?
Die Natur des Trainings ist völlig anders. Im Qi Gong verharren wir relativ still und mit wenig Bewegung auf einem Platz. Beim Kung Fu bewegen wir uns viel mehr im Raum herum, oft mit sehr schnellen und starken Bewegungen. Dadurch wird selbst das höhere Maß an Energie gut umgewälzt und im ganzen Körper verteilt.
Im Vergleich ist das Qi Gong also relativ konsolidierend (verdichtend und sammelnd). Das Kampfkunsttraining ist fließender. Ansammeln kann man immer nur eine kleine Menge. Fließen ist immer in Ordnung und ist leichter zu verkraften.
Nichtdestotrotz neigen unsere KampfkünstlerInnen viel eher dazu ins Übertraining zu geraten. Das liegt aber weniger an der generellen Intensität der Kampfkünste, sondern eher an der höheren Disziplin, Ehrgeiz und Leidenschaft beim Training. Auch die Unterschätzung, wie kraftvoll einige unserer Übungen und Methoden in Shaolin Wahnam sind, spielt eine große Rolle. Selbst wenn unsere Schülerinnen und Schüler denken, dass sie ihr Training bereits gedrosselt haben, ist es manchmal noch zu viel. Es gilt die Devise: Weniger (Energieaufbau) ist mehr!
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