Fragen und Antworten
Ausgabe 2020-3

Shaolin Kung Fu fördert Kraft und Audauer,
die in den Kampfübungen auf die Probe gestellt werden.
Frage 1
Wie wirkt sich unser Training auf das herkömmliche Kraft- und Ausdauertraining aus?
Deckt das Kung Fu-Training Krafttraining und Ausdauersport ab?
- Diknu
Unser Training sorgt für guten, allgemeinen Energiefluss und für innere Kraft. Der Vorteil von innerer Kraft ist, dass sie für alle Zwecke verwendet werden kann. Sowohl für die Reinigung und Heilung, als auch für Leistungssteigerung, bei allem, was wir tun.
Andere Sportarten können wir durch dieses universelle Energiepotenzial besser ausüben.
Krafttraining und Ausdauersport sind lokal beschränkt. Das heißt, durch Bizeps-Curls bekommt man einen großen und starken Bizeps. Deswegen kann man aber nicht besser laufen und gesünder wird man auch nicht dadurch. Es kann – in extremen Trainingsausmaß – sogar kontraproduktiv für die Gesundheit sein, weil den inneren Organen die Energie fehlt, die in den Muskeln gebunden ist.
Für unser Kung Fu sind keinerlei andere Übungen notwendig, als die, die wir im Unterricht verwenden.
Es hilft uns beim Ausdauersport und Krafttraining, falls wir diese gerne machen. Um einen Marathon zu laufen, muss man aber trotzdem zusätzlich Laufen trainieren.
Mein Schüler Michael (ca. 60 Jahre alt) musste kürzlich zur Straßenbahn sprinten. Er hat die Bim gerade noch erwischt. Als er sich hingesetzt hat, war er überrascht, dass er gar nicht außer Atem war. Dabei ist er seit Jahren nicht gelaufen und wenn, dann war er fix und fertig hinterher.
Frage 2
Stimmt es, dass im Qi Flow die Bewegungen von ganz alleine passieren sollen?
- Gudrun
Ja, genau.
Nachdem du deinen Energiefluss mit der Übung deiner Wahl angeregt hast, lässt du einfach los und geschehen, was passiert.
Es kann sein, dass dich die Energie dann in eine spontane, unwillkürliche Schwingung oder Bewegung versetzt, die im Moment ideal ist, um Blockaden zu lösen.
Wichtig ist nur, dass du nichts zurückhältst und nichts kontrollierst. Genieße einfach.
Anfangs drückt sich der Qi Flow zumeist in einer sanften Schwingung aus. Später können auch größer Bewegungen passieren oder du beginnst deinen Körper intuitiv abzuklopfen oder zu massieren.
Es ist vollkommen verständlich, wenn das am Anfang ungewöhnlich ist. Schließlich müssen wir im Alltag sonst immer Haltung bewahren und die Kontrolle behalten.
Im Qi Flow haben wir auch die Kontrolle, aber wir lassen sie ein wenig los, damit die Energie für uns arbeiten kann. Ist die Zeit zum Abschließen gekommen oder falls irgendetwas auftritt, was dir noch nicht geheuer ist, denkst du einfach kurz an dein Dantian (Energiefeld im Unterbauch) und schon kommst du wieder zur Ruhe.
Mit ungewöhnlichen Mitteln kann man außergewöhnliche Resultate erlangen. Darum zahlt es sich aus, wenn du Schritt für Schritt Vertrauen und Geschick für den Qi Flow aufbaust. Schon bald wirst du ihn als angenehme Phase deiner Qi Gong-Praxis genießen und seine wunderbaren Effekte wertschätzen.
Eigentlich schade, dass der Qi Flow so selten und unbekannt ist, dass wir ihn als Markenzeichen von Shaolin Wahnam ansehen. Schließlich repräsentiert er die Essenz des Qi Gong, nämlich guten Energiefluss.

Ungewöhnliche Methoden führen oft zu außergewöhnlichen Erfolgen.
Frage 3
Ist „alle Gedanken beseitigen“ das Gleiche wie „Verdrängen“?
- Peter
Nein, beim Meditieren entscheidest du dich für die Dauer der Übung keinerlei Gedanken zu haben.
Verdrängen wäre, wenn du dich entschließt, ein unangenehmes Thema gänzlich unbeachtet zu lassen, also während und außerhalb deiner Praxis.
Das Qi Gong-Training kann dir den Mut geben, das Problem anzupacken. Außerdem werden negative Emotionen, die damit zusammenhängen aufgelöst, was es dir einfacher macht, dich damit zu beschäftigen und loszulassen.
Auch kann dir Qi Gong dabei helfen zu vergeben, um den Einfluss, den ein Ereignis oder jemand anders auf deine Gesundheit und dein Wohlbefinden hat, aufzulösen. Das macht es nicht ungeschehen, aber es hat dann keine weitere Auswirkung mehr auf dich.
Frage 4
Was ist der Unterschied beim Zhan Zhuang die Hände an den Hüften zu haben oder in den Handformen, die wir [Anm.: im Kampfkunst-Training] ab Level 2 verwenden?
- Florian
Im Reiterstand, also mit den Fäusten in der Ausgangshaltung bei den Hüftknochen, sammelst du vor allem Qi im Dantian. Auch der Brustkorb öffnet und weitet sich dadurch.
In der Golden Bridge entwickelst du auch mehr Qi im Dantian, aber auch im ganzen Körper, vor allem in den Armen und Fingern. Sie ist sehr hilfreich um die "Brücken" zu trainieren, also die Kraft, wenn der Unterarm mit dem des Gegners in Kontakt ist. Außerdem ist sie eine gute Methode für das Training der "Golden Bell", den energetischen Schutzschild.
Auch wenn - oder vielleicht gerade weil - die Golden Bridge der forderndste Stand ist, ist er der wichtigste im Training von Shaolin Kung Fu. Im Tai Chi Chuan hält diese Position der Drei-Kreise-Stand inne. Hier ist er sogar so wichtig, dass er gerne auch Tai Chi-Stand genannt wird.

Die Goldene Brücke aus dem Zhan Zhuang im Shaolin Kung Fu
Frage 5
Während dem Üben spüre ich oft das kleine Universum [Anm.: die Energiezirkulation entlang von Ren- und Tu-Meridian].
Nehme ich es wahr, weil es da ist oder ist es da, weil ich daran denke?
- Andy
Meine Antwort ist: ja.
Dass du die Energiezirkulation entlang des kleinen Universums während dem Üben spürst, ist eine tolle Errungenschaft, auch wenn es noch kein „echter“, also permanenter, Durchbruch ist.
Durch deine beständige Praxis hast du genügend innere Kraft, guten Energiefluss und Können aufgebaut, sodass sich das kleine Universum temporär aktiviert. Das heißt, das Qi überbrückt in Momenten der Fülle die Lücken beim Damm und zwischen Gaumen und Zunge. Das kannst du dann auch wahrnehmen.
Die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Daher, wird der Effekt umso stärker und spürbarer. Es entsteht also eine Rückkopplung.
Forciere es nicht, sondern genieße einfach den Effekt mit sanfter Aufmerksamkeit.
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