Fragen und Antworten
Ausgabe 2021-11

Sifu Wong Geburtstagstorte

Großmeister Wong „bläst“ die Kerze auf seiner Geburtstagstorte aus. Video auf Instagram

Frage 1

Manche Buddhisten sagen, man soll jeden Tag behandeln, als wäre es der letzte. Sigung [Großmeister Wong Kiew Kit] sagt, jeder Tag ist sein Geburtstag. Wie passt dieser Unterschied zusammen?

- Bernhard

Das ist kein Unterschied. Auch wenn der Unterton der beiden Aussagen anders ist, bedeutet es schlussendlich das Gleiche.

Wir sollen jeden Tag so ausleben, dass wir das Beste daraus machen.

Jedes Jahr, wenn man Sifu zum Geburtstag gratuliert, antwortet er in etwa mit „Jeder Tag ist mein Geburtstag, aber danke, dass du an mich gedacht hast.“.

Es ist für ihn also ein Tag wie jeder andere [übrigens heute, am 1. Dezember]. Auch, wenn er vielleicht umso besser mit seiner Familie essen geht und sich über viele Nachrichten aus aller Welt freut.

Seine Aussage soll uns zeigen, dass wir jeden Tag schätzen und das Leben genießen sollen.

Wenn man sagt „Lebe den Tag als wäre es dein letzter“, soll das ja auch ein Hinweis sein. Wenn du nur noch einen Tag zu leben hättest, was würdest du noch machen? Was hast du noch nie gemacht, obwohl du es wolltest? Was steht noch auf deiner Liste? Tu es endlich!

Auch, wenn der Ausspruch uns ans Sterben erinnert – was oft negativ behaftet ist – ist es eigentlich ebenfalls ein Hinweis, dass wir unser Leben sinnvoll nutzen sollen.

Frage 2

Woher kommt das Qi, das beim Qi Gong fließt?

- Bettina

Das Qi ist immer und überall da.

Unser Qi Gong-Stil heißt im vollen Namen „Shaolin Cosmos Qi Gong“.

Das differenziert auch gut zu den anderen, üblichen „Shaolin Qi Gong“-Stilen.

Dementsprechend nehmen wir beim Üben Energie vom Kosmos bzw. aus der Umgebung auf.

Das tun wir eigentlich immer, mit jedem Atemzug, aber verstärkt in der Qi Gong-Praxis.

Dementsprechend kommt frische Energie in uns rein und, wenn wir wollen, können wir sagen „das ist jetzt meine Energie“. Im Prinzip ist es noch immer die gleiche Energie-„Einheit“, die gerade noch außerhalb herumgeschwirrt ist, aber weil sie jetzt in mir drin ist, ist es meine „Lebensenergie“.

Wenn die Lebensenergie dann im Lungenmeridian fließt, ist es Lungenenergie und wird anschließend in die anderen Energien der weiteren Organe des Energiekreislaufs transformiert. Man kann der Energie also aufgrund seiner aktuellen Funktionsweise einen Namen geben, aber schlussendlich ist es einfach Qi.

Das ist vergleichbar mit Strom. Selbst, wenn ich Öko-Strom kaufe, ist das keine Garantie, dass genau der Strom, der jetzt bei mir aus der Steckdose kommt, wirklich Öko-Strom ist oder doch aus einem nahegelegenen Kohlekraftwerk stammt. Strom ist Strom und dem Strom ist sein Name egal.

Ebenso können wir sagen, dass der Strom, der unsere Heizung antreibt, Heizstrom ist und der Strom, der die Lampen zum Leuchten bringt, Lichtstrom ist. Schlussendlich ist es aber immer der gleiche Strom.

Genauso ist es auch mit dem Qi. Es durchdringt einfach alles.

In der Traditionellen Chinesischen Medizin macht es durchaus Sinn, die Energie zu benennen, um Rückschlüsse zu ziehen und Therapiepläne zu machen. Wenn zum Beispiel das Nieren-Qi schwach ist, kann es helfen, das Lungen-Qi anzuregen, um die Nieren zu fördern.

In unserem Qi Gong haben wir es einfacher. Wir nehmen beim Üben mehr frische Energie auf und die lassen wir dann für uns arbeiten. Dabei vermehren wir die Energie, die in uns drin ist und fördern ihren Fluss, während alles Alte und Schlechte nach draußen transportiert wird.

Mit jedem Atemzug tauschen wir Energie aus, was auch die sinngemäße Übersetzung für Atem im Chinesischen ist und im Qi Gong ist dieser Austausch vielfach verstärkt.

Qi Gong-Gruppe in der Natur

In der Natur is man natürlich immer von guter Energie umgeben.

Frage 3

Wenn ich so lange an einer Stelle stehe, ist das unangenehm im unteren Rücken.

In der Phase nach der Übung hatte ich dann das Bedürfnis mich nach vorne zu beugen und zu strecken. Ist das okay?

- Ulli

Geh jedem Impuls nach, der da passiert. Genau um das geht es, dass wir fließen, dass wir mit dem, was unser Körper uns sagt, einfach mitgehen.

Die Übung selbst ist dazu da, unseren Energiefluss anzuregen. Danach kommt die Phase, in der wir nichts beeinflussen, aber was von alleine kommt, das lassen wir zu.

Das ist also nicht im Sinne von „ich glaube, es wäre gut, wenn ich jetzt das tue“, sondern du lässt geschehen, was passiert.

Wenn du dich dadurch nach vorne beugst, streckst oder auch am Boden rekelst, ist das vollkommen okay. Im „Qi Flow“ ist alles erlaubt. Bloß nicht kontrollieren oder zurückhalten. Lass einfach los und genieße, was geschieht.

Frage 4

Soll der Arm beim Schlagen ganz gestreckt sein?

- Adi

Unsere Anleitung dazu ist immer „gerade, aber nicht durchgestreckt“ bzw. „gerade, aber nicht gesperrt“.

Das heißt, das Ellbogengelenk soll nicht ganz einschnappen.

Wäre der Arm beim Aufprall eingerastet oder sogar überstreckt, würde sich die Kraft in all deine Gelenke zurückstauchen.

Auch beim alleinigen Training kann es zu Verletzungen und Überlastungen des Ellbogens kommen.

Darum behalten wir bei Schlägen immer eine geringe Beugung bei.

Gerader Schlag

Gerade, aber nicht durchgestreckt.

Frage 5

Ist es wichtig, dass man in der Praxis täglich andere Übungen macht, oder ist das egal?

- Bettina

Nein, das ist nicht wichtig. Du kannst dir komplett aussuchen, was du übst.

Eine meiner Empfehlungen ist sogar, auch mal drei Monate lang zum Beispiel „Berge schieben“ zu machen.

Wenn du zweimal am Tag übst, kannst du einmal deine Konstante üben und beim zweiten Mal durchmischen. So profitierst du von Tiefe und Weite in deiner Praxis.

Wenn du eine Übung für einen spezifischen Zweck ausgewählt hast, kannst du zur Abwechslung ab und zu aber auch eine andere machen, zum Beispiel in den wöchentlichen Kursen.

Ansonsten empfehle ich, neu gelernte Übungen in den nächsten Tagen wiederholen, damit du sie gut verinnerlichst und dir besser merkst.

Unser allgemeines Motto ist aber ohnehin: „Hauptsache Qi Flow“

Solange die Energie nach dem Üben gut fließt, spielt die Auswahl der Übung keine so große Rolle.

 

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