Fragen und Antworten
Ausgabe 2021-03

Alle schauen gespannt zu, wenn Großmeister Wong
wieder eines von vielen Geheimnissen enthüllt.
Frage 1
Wie kam es eigentlich dazu, dass unser Sigung (Großmeister) so freizügig Geheimnisse teilt, die früher immer streng verschlossen gehalten worden sind?
- Gerti
Sifu hat erkannt, dass die ursprünglichen Shaolin-Künste in zwei Generationen aussterben würden, wenn die wenigen verbliebenen authentischen Meister weiter ihre Geheimnisse zurückhalten und sie mit ins Grab nehmen, während sich oberflächliches Kung Fu- und Qi Gong-Training immer weiter ausbreitete.
Sifu bekam von seinem Meister, Sigung Ho Fatt Nam, den Auftrag, die Künste an alle Menschen, unabhängig von Kultur, Herkunft und Religion weiterzugeben. Also auch Nicht-Chinesen, was entgegen der üblichen Tradition – nämlich die Geheimnisse exklusiv für die chinesische Kultur zu halten – war.
Diese beiden Punkte waren auch der Auslöser, unsere Schule, das Shaolin Wahnam Institute, zu gründen.
Ein weiterer Grund ist, dass wir in Shaolin Wahnam viele Geheimnisse kennen und die meisten davon ruhig freizügig weitergeben können, während manche nur dem inneren Kreis „hinter verschlossenen Türen“ vorbehalten sind. Bei den meisten Kursen von Sifu werden zum Beispiel Videos aufgenommen. Manche geheime Kung Fu-Anwendung und Qi Gong-Anleitungen sind später aber nicht in den öffentlichen Videos auf der Webseite zu sehen, sondern den KursteilnehmerInnen vorbehalten.
Vieles, was heute als „Geheimnis“ angesehen wird, war früher übrigens Allgemeinwissen unter Praktizierenden. Durch den stetigen Abbau an qualitativ hochwertigem Training – zum Teil bedingt durch schnelle und oberflächliche Ausbildung von Trainern – ist dieses Wissen selten geworden und gilt heute als Geheimnis.
Uns ist wichtig, dass unsere SchülerInnen wissen, was sie wie tun sollen und warum sie es tun. Denn so kommt man am schnellsten und sichersten voran, während die Künste in ihrer wirkungsvollsten Form erhalten bleiben.
Frage 2
Soll man pro Qi Gong-Session nur eine Übung machen?
- Sheila
Wenn du dich auf nur eine Übung fokussierst, kannst du üblicherweise am tiefsten in die Meditation eintreten und das kraftvollste Resultat erreichen.
In den Kursen machen wir fast immer nur eine Übung pro Praxiseinheit. So kannst du dich besser auf die einzelne Übung konzentrieren und sie dir besser merken.
Das Ziel unsere Praxis ist immer, guten Energiefluss zu generieren. Das ist viel wichtiger als die Auswahl und Anzahl der Übungen.
Wir üben üblicherweise 1-3 Übungen pro Einheit. Mehr ist nicht notwendig und auch nicht unbedingt sinnvoll.
Wenn du mehrere Übungen machst, ist es wichtig, dass du die Anzahl an Wiederholungen reduzierst. Statt 15 Mal „Himmel anheben“, 30 Mal „Berge schieben“ und 15 Mal „Mond tragen“ – wie man jede Übung allein in etwa ausüben würde – machst du dann nur 5 Mal, 10 Mal und 5 Mal.
Dadurch bleibt der Zeitraum, in dem du aktiv Übungen ausführst, gleich – bei etwa 3-4 Minuten. Danach ist in deiner Session von 10-15 Minuten noch genügend Zeit für den Qi Flow übrig, der der wichtigste Teil deiner Praxis ist.

Wenn wir auch über 100 Übungen in unserem Repertoire haben,
konzentrieren wir uns zumeist auf eine pro Übungseinheit.
Frage 3
Warum denken wir an den Unterbauch?
- Mags
Im Unterbauch, etwa 2-3 Fingerbreiten unter dem Bauchnabel liegt unser „Dantian“, ein wichtiges Energiefeld oder auch Energiezentrum.
Mit dem sanften Gedanken an die Region unter dem Bauchnabel, lassen wir die Energie, die zuvor im Qi Flow frei fließen durfte, wieder zur Ruhe kommen und sich dort sammeln. Die spontanen körperlichen Bewegungen des freien Energieflusses kommen langsam wieder zum Stillstand.
Dabei ist es nicht notwendig, die Hände auf dem Bauch aufzulegen, wie es vielerorts gemacht wird. Wir sehen es als höherwertig an, wenn ein bloßer Gedanke genügt.
Ebenso ist es nicht nötig, das Dantian oder sonst etwas zu spüren. Energie zu spüren ist eine Fähigkeit, die nur manche haben. Im Laufe der Zeit kann unsere Praxis diese aber entwickeln. Doch selbst dann, muss man das Dantian nicht immer spüren können.
Abgesehen vom üblichen Abschluss unseres Qi Flow, wenn die Zeit gekommen ist, ist das Denken ans Dantian auch die „Notbremse“, wann immer unser etwas gerade nicht geheuer sein sollte. Das kommt allerdings sehr selten vor, besonders, wenn man durch die vielen positiven Erfahrungen Vertrauen in diese wunderbare Qi Gong-Fähigkeit gewonnen hat.
Frage 4
Was soll man tun, wenn im Qi Flow nichts passiert?
- Elisabeth
Nichts. :)
Im Qi Flow lassen wir alles unverändert und unbeeinflusst. Was ist, das ist.
Wenn sich also eine Schwingung oder Bewegung manifestiert, genießt du diese.
Tritt keinerlei Bewegung auf, genießt du die Stille.
Das ist „Wu Wie“. Einfach so lassen wie es ist, im Vertrauen, dass das Beste für dich geschieht.

Der Einhornstand ist besonders beim
raschen Vor- oder Zurücksteigen hilfreich.
Frage 5
Wie ist die Gewichtsverteilung beim „Einhornstand“?
- Hannes
Üblich ist eine gleichmäßige Verteilung, also 50-50.
Wie immer im Kung Fu, kann man den Stand aber an die Situation anpassen.
Besonders, wenn wir den „Unicorn Step“ als Übergangsschritt nutzen, kann das Gewicht auch mal zu 60% vorne oder hinten sein.
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