Fragen und Antworten
Ausgabe 2019-07
Großmeister Wong beim sommerlichen Eisgenuss mit Sifu Leo und Sifu Mariangela
Frage 1
Gibt es Qi Gong-Übungen zum Abkühlen im Sommer?
- Gaby
Im Prinzip können alle Qi Gong-Übungen uns helfen uns besser an äußere Umstände anzupassen. Qi Gong wirkt zumeist regulierend. Wenn nötig, wird das Schwitzen, unser natürliches Kühlsystem unterstützt.
Im Tai Chi Chuan-Training bezeichne ich die Wolkenhände gerne als den Tai Chi-Ventilator, weil die kreisenden Arme so schön Luft zufächeln.
Im Qi Gong wirken die Meridianebene und die Knochenmarksebene unserer Knochenmarksreinigung (Xi Sui Jing) oft kühlend. Die Knochenmarksebene ist aber nichts für jeden Tag und wird selbst von Meistern oft nur einmal im Monat praktiziert. Während die Fleisch- und Organebenen eher als wärmend gelten, haben meine Schülerinnen und Schüler auch davon berichtet, dass sie ihren Wärmehaushalt danach als reguliert, also angenehm, erfahren haben.
Die Hautebene findet eine andere nützliche Anwendung in der Sommerzeit. Petra hat berichtet, dass ein Sonnenbrand am nächsten Tag vollkommen weg war, nachdem sie das Qi über ihre Haut fließen hat lassen.
Im Hochsommer achte darauf, möglichst früh am Morgen und/oder spät am Abend zu üben. Also zu Zeiten, in denen es nicht ganz so heiß ist und die Atmosphäre nicht ganz so aufgeladen.
Jedenfalls sollte man im Sommer reichlich Wasser trinken. Pfefferminztee wirkt kühlend, auch Grüner Tee kann helfen. Kühlende Früchte wie Birnen, Beeren und Melonen kühlen ebenfalls.
Übermäßigen Verzehr von kalten Getränke und Eiscreme sollte man vermeiden, aber lass dir dein Eis ruhig schmecken! Unser Großmeister ist bekannt dafür, wie sehr er Eiscreme liebt. :)Frage 2
Kann man Qi Gong auch im Wasser üben?
- Alexandra
Generell sagen wir, dass man der Anleitung nichts hinzufügen soll, also auch kein Wasser.
Für die meisten Praktizierenden wäre es nicht ratsam im Wasser zu üben. Während der Praxis öffnen sich unsere Poren und Wasser könnte eindringen. Dies gilt für jene, die effektives Qi Gong ausüben. Jene, die bloß Gymnastikübungen im Wasser machen, die wie Qi Gong aussehen, aber keine Qi Gong-Nutzen bringen, können unbesorgt weitermachen. Die Praxis wird ohnehin ohne jeglichen besonderen Nutzen sein.
Für uns in Shaolin Wahnam wäre es durchaus möglich im Wasser zu üben. Unser guter Energiefluss erzeugt ein gutes Energiefeld, dass das Wasser vom Eindringen abhält. Darum können wir auch direkt nach der Qi Gong-Praxis duschen gehen, während andere Schulen – zurecht – davon abraten.
Ich habe Sifu auch mal gefragt, ob wir im Wasser üben könnten. Er meinte ebenfalls, dass andere es nicht tun sollten. Aber für uns wäre es sehr kraftvoll.
Dieser Schnappschuss war weniger als echtes Training gedacht,
sondern als Beitrag zu Golden Bridges Around the World.
Frage 3
Wir werden durch unser Qi Gong ja immer feinfühliger auf die Energie um uns herum. Kann es dadurch sein, dass die Wetterfühligkeit schlimmer wird?
- Elena
Eigentlich hilft uns das beständige Training, dass wir uns besser an äußere Veränderungen, wie einen Wetterumschwung, Arbeitsbedingungen oder den Wechsel von Zeitzonen, anpassen können.
Durch unsere Praxis wird unser Geist stärker. Wenn wir uns dann in etwas hineinsteigern, – was wir nun auch besser wahrnehmen können – kann das jedoch auch einen stärkeren Effekt hervorrufen.
Mit unseren Gedanken erschaffen wir unsere Wirklichkeit. Darum ist es so wichtig, dass wir unseren Geist stets auf positive Dinge ausrichten.Frage 4
Was ist eigentlich der Nutzen von „Wasser heben“?
- Mathias
„Wasser heben“ entwickelt viel innere Kraft, besonders in den Armen und Händen. Die zusätzliche Energie führt zu geistiger Klarheit.
Innerhalb des Tai Chi Chuan, das den Fokus mehr auf fließende Energie legt, ist es die konsolidierenste Übung. Im Shaolin Kung Fu wiederum sind Übungen enthalten, die noch weitaus mehr Fokus aufs Sammeln und Verdichten der Energie legen.
Außerdem verwurzelt das „Wasser heben“ sehr gut und kann das kleine Universum aktivieren.
Die statische Variante ist im Shaolin Kung Fu außerdem wichtig für das Training der Golden Bell, dem energetischen Schutzpanzer.
„Wasser heben“ ist eine der bekanntesten Techniken im Tai Chi Chuan
und aus dem Training der inneren Kraft kaum wegzudenken.
Frage 5
Warum rasten wir bei „Berge tragen“ und anderen Übungen zwischen zwei Wiederholungen kurz ein?
- Chris
Bei manchen Übungen, wie dem „Berge tragen“, machen wir uns kurz bereit für die nächste Wiederholung.
Wie du selbst festgestellt hast, kann zum Beispiel das fortwährende Kreisen des Kopfes bei „den Kopf drehen“ die Bewegung aus dem Lot bringen. Durch die kleine Pause bringen wir uns wieder in die ideale Spur.
Beim „Himmel anheben“ und „Mond tragen“ machen wir nach jeder Wiederholung eine kurze Pause, damit das herabströmende Qi noch nachwirken kann, bevor wir erneut beginnen.
Wenn wir die höchste Ebene der Qi Gong-Praxis erreicht haben, also den „Mind-Level“, die Stufe des Geistes, wobei wir die Übungen anhand unserer Intuition geschehen lassen, ist es okay, falls die kurzen Pausen verschwinden und die Übung zu einem einzigen harmonischen Fluss wird.
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