Fragen und Antworten
Ausgabe 2019-11
Hochwertiges Qi Gong setzt die Seele frei
und ermöglicht uns spirituelle Freuden.
Frage 1
In einer christlichen Übungsgruppe habe ich den heiligen Geist erfahren, erlebt und gespürt.
Im Qi Flow spüre ich ebenfalls diesen Zustand.
Haben sich christliche Mönche und buddhistische oder taoistische früher gegenseitig ausgetauscht?
- Marianne
Im Shaolin-Kloster haben immer schon Kultivierende verschiedenen Glaubens nebeneinander gelebt und praktiziert. Sicherlich wird dabei auch ein gewisser Austausch stattgefunden haben, wobei es ein Grundsatz im Buddhismus ist, andere nicht zu bekehren, wenn sie bereits einen guten Weg gefunden haben.
Aus Großmeister Wongs „In Quest of Cosmic Reality“:
„Buddha verglich seine Lehre mit einem Floß, dass die Menschheit aus dem Meer des Leidens zum Ufer der Erleuchtung befördert. Nach dem Erlangen der Erleuchtung, könne man das Floß auch ausrangieren. Wenn du andere Mittel hast, das Meer des Leidens zu überwinden, dann nutze sie auf jeden Fall, mit vollem Segen der Buddhisten.“
Manche Erkenntnisse und Werkzeuge können sicherlich auch in anderen Glaubensrichtungen hilfreich sein.
Unser Qi Gong ist prinzipiell religionsfrei, aber bei jeglicher spirituellen Entwicklung förderlich, wie auch deine wunderbare Erfahrung zeigt.
Qi Flow ist eine „fließende Meditation“, in der wir „Eins werden mit der Energie des Kosmos“, uns mit dem „heiligen Geist“ oder Gott verbinden, im „Tao aufgehen“ oder Teil von „Brahman“ werden.
Durch kulturelle oder religiöse Prägung werden Erfahrungen, die an sich schon schwer in Worte zu fassen sind, auf unterschiedliche Art und Weise gedeutet und geschildert. Auch, wenn die Erfahrung der Verbundenheit eigentlich die gleiche war.
Darum sollten sich Kultivierende jeglichen Glaubens vielmehr auf die Gemeinsamkeiten als auf die unterschiedlichen Ausübungsformen und Regeln konzentrieren. Im Grunde haben alle großen Religionen das gleiche Ziel, die Reinigung der Seele für ihre spätere Weiterreise und die Wiedervereinigung mit unserem Ursprung.
Frage 2
Soll man im Kung Fu eigentlich mit der linken Hand genauso gut werden, wie mit der rechten?
- Melanie
Als mein Sifu seinen Meister fragte, ob er die Techniken auch alle links üben solle, stellte ihm dieser eine Gegenfrage: Übst du Schreiben du auch mit deiner rechten und deiner linken Hand?
Im Kung Fu versucht man seine Stärken einzusetzen und Schwächen zu vermeiden. Schließlich will man dem Gegner nicht die Niederlage aushändigen.
Wir üben die Techniken auf beiden Seiten. Technisch wird die Ausführung mit der Zeit gleich gut. Bei der Kraft werden RechtshänderInnen aber mit rechts weiterhin stärker sein und diese Seite bevorzugt einsetzen.
Unsere Kampfsequenzen und Sets spiegeln wir nicht. Die Sequenzen sind so komponiert, dass wir für alle Angriffe, also egal welcher Fuß und welche Hand vorne sind, Antworten parat haben.
Wie Sigung (Großmeister) Ho Fatt Nam meinte, haben LinkshänderInnen den Vorteil, dass ihre schwächere Hand so gut wie ihre stärkere werde.
Beim Training mit einhändigen Waffen, nutzen LinkshänderInenn aber ihre Haupthand, um ihre Stärken voll einzusetzen. Ist auch für mich spannend, das Schwert mal in der linken Hand zu halten, wenn ich das unterrichte. :)
Auch, wenn wir beide Seiten üben,
setzen wir lieber unsere starke Hand ein.
Frage 3
In welche Richtung fließen eigentlich die Meridiane?
Können sie auch andersrum fließen?
- Peter
Die 12 Hauptmeridiane bestehen aus 3 Yin-Armmeridianen, 3 Yang-Armmeridianen, 3 Yang-Beinmeridianen und 3 Yin-Beinmeridianen. Als Eselsbrücke, welche wo liegen, dient der Vergleich mit dem „Reisbauern“ oder dem Vierfüßlerstand. Der gebückt arbeitende Reisbauer, oder jemand der auf allen Vieren am Boden ist, wird an der Außenseite der Arme, am Rücken und an der Rückseite der Beine von der Sonne beschienen. Dort ist Yang. Die Innenseite der Arme und die Vorderseite des Körpers sind Yin.
Wenn wir einen Zyklus ab den Achseln beobachten, fließt das Qi an der Innenseite der Arme entlang der Yin-Armmeridiane hinab. An den Fingerspitzen gehen sie in die Yang-Armmeridiane über und das Qi fließt aufwärts zur Schulter. Eine Verzweigung geht hoch zum Kopf, eine andere geht in die Yang-Beinmeridiane über. Das Qi fließt entlang des Rückens und der Rückseite der Beine hinab. An den Zehen geht der Fluss in die Yin-Beinmeridiane über und fließt die Beine vorne hoch, durch den Oberkörper und die Organe und vollenden den Kreislauf schließlich mit dem Übergang in die Yin-Armmeridiane, während eine Verzweigung ebenfalls zum Kopf hochgeht.
Der Ren-Meridian (auch Konzeptionsgefäß genannt) fließt an der Vorderseite des Oberkörpers hinab und der Tu-Meridian (auch Lenkergefäß genannt) am Rücken hoch. Sind sie fest miteinander verbunden, bilden sie das kleine Universum bzw. den mikrokosmischen Orbit. Interessanterweise sind die Akupunkturpunkte des Ren-Meridians von unten nach oben nummeriert, obwohl die Energie abwärts fließt.
Mit viel Geschick und starkem Willen könnte man die natürliche Flussrichtung auch umkehren. Ich denke aber nicht, dass dies sinnvoll wäre.
Bei Visualisierungen sollten wir stets die üblichen Richtungen einhalten, welche wir in dir Praxis teilweise auch wahrnehmen können.
Frage 4
In der Standmeditation habe ich manchmal noch mal einen leichten Qi Flow. Ist das okay?
- Elena
Ja, auch das ist Wu Wei. Also nichts tun, sondern einfach geschehen lassen.
Nach der stärkeren Bewegung im Qi Flow kommen wir eigentlich wieder zur Ruhe und praktizieren die abschließende Standmeditation. Das Qi fließt innerlich aber weiterhin kraftvoll, wodurch erneut eine sanfte Schwingung entstehen kann.
Diese „Flowing Stillness“, also „fließende Stille“, ist oft ein schönes Erlebnis und vollkommen okay. Wir sollten uns aber nicht noch mal in heftigen Bewegungen auf den Boden werfen.
Der Qi Flow, also der gute Energiefluss durch die Praxis,
hält auch nach dem Üben noch an.
Frage 5
Was soll man beim Qi Gong-Üben zuhause beachten?
- Beate
Der wichtigste Faktor ist, dass du regelmäßig übst, also täglich ein bis zwei Mal für 10-15 Minuten. Anders als hier beim Kurs, wo wir meistens zwei Sessions in einer Stunde machen, machst du zuhause nur eine Session. Zwischen zwei Übungseinheiten sollte also zumindest etwa ein halber Tag liegen.
Ansonsten machst du alles so wie im Kurs. Wir empfehlen in einer Session ein bis drei Übungen zu machen.
Übe an einem Ort, an dem du ungestört und sicher bist und dich wohlfühlst. Wenn du drinnen übst, achte darauf vorher und nachher gut zu lüften.
Ansonsten befolge einfach die drei goldenen Regeln: Keine Sorgen machen, nicht intellektualisieren und genieße die Praxis!
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