Die Sehnenmetamorphosen


Chinesische Zeichen Yi Jin Jing

Yi Jin Jing
(Mandarin)


Yi Jin Jing - Übung 2

„Dem heiligen Baum wachsen Äste“


Neben den 18 Lohan Händen und der Knochenmarksreinigung sind die Sehnenmetamorphosen (in Mandarin: Yi Jin Jing) die dritte Sammlung an Qi Gong-Übungen, die von Bodhidharma gelehrt wurden.

Es ist nicht überliefert wie Bodhidharma diese einzigartigen Übungen entwickelt hat. Als indischer Prinz genoss er natürlich eine umfassende Ausbildung am Hof, wobei er sicher eine Art von Kampfkunst und auch eine Energiepraxis, wie vielleicht Yoga, erlernte. Sicherlich dienten ihm diese philosophische Basis, gepaart mit seiner jahrelangen Meditationspraxis, als Grundlage.

Glücklicherweise gibt es viele Aufzeichnungen und Überlieferungen zu diesem wahren Schatz im Shaolin Qi Gong.

Der Name verrät die Nutzen

klassisches Qi Gong-Bild 2Wörtlich könnte man „Yi Jin Jing“ als „Wandel der Sehnen Sutra“ übersetzen. Während „Sutra“ eine Abschrift der direkten Lehre Buddhas bezeichnet, ist in diesem Fall jedoch das Wort „Klassiker“ gemeint. Es ist dasselbe chinesische Zeichen wie im „Yi Jing“ (auch „I Ching“), also dem „Buch der Wandlung“ oder dem „Nei Jing“, dem „Inneren Klassiker“ der traditionellen Chinesischen Medizin. Eine poetische Übersetzung ist somit „Klassiker der Sehnenmetamorphosen“. Der Einfachheit halber nutzen wir zumeist nur den letzten Teil des Namens.

„Jin“ allein steht wörtlich für Sehnen und Bänder. Viele Shaolin-Praktizierende denken daher, dass die Sammlung der Sehnenmetamorphosen Stretching-Übungen darstellen, um eben die Sehnen und Bänder zu stärken. „Jin“ ist jedoch eine Abkürzung für „Jin Gu“, wobei „Gu“ für Knochen steht. Nun könnte man meinen, dass zusätzlich also auch die Knochen gestärkt werden. Die eigentliche Bedeutung von „Jin Gu“ geht aber weit über diese profane Übersetzung hinaus.

„Jin“ steht in engem Zusammenhang mit dem Muskelsystem und der Gallenblase. Wir erinnern uns, dass „Da Dang“ wörtlich „große Gallenblase“ heißt, aber bedeutet „mutig zu sein“.

„Gu“ wiederum steht symbolisch für innere Kraft. Wenn man im Shaolin Kung Fu davon spricht, dass die Tiger-Techniken der fünf Shaolin-Tiere die Knochen trainieren, ist damit eigentlich „Gu Qi“ gemeint. Diese „Knochenenergie“ ist ein Synonym für „Internal Force“, innere Kraft. Darüber hinaus gilt jemand mit starkem „Gu Qi“ nicht nur als aufrecht, sondern auch als aufrichtig und rechtschaffen.

In den Knochen befindet sich bekanntlich das Knochenmark, „Sui“. Dieses steht in der chinesischen Medizin auch für das Nervensystem, welches ebenfalls angesprochen wird. So werden beispielsweise die Reflexe verbessert, was natürlich auch in der Kampfkunst wünschenswert ist.

Die Praxis der Sehnenmetamorphosen verhilft also nicht nur zu den physischen Nutzen die Sehnen, Bänder, Muskeln, Knochen und Nerven zu stärken, sondern auch dazu große Mengen innerer Kraft, sowie Mut, Integrität, Aufrichtigkeit, Rechtschaffenheit und einen klaren Geist zu entwickeln.

Wenn man sich diese Effekte ansieht, verwundert es nicht, dass der ehrwürdige Bodhidharma die Shaolin-Mönche in diese Kunst einweihte. Moralische Integrität und ein klarer Geist bildeten die ideale Basis für die spirituelle Kultivierung der Mönche, die für ihren schwierigen Weg zur Erleuchtung mit reichlich Kraft und Mut ausgestattet wurden.

Uns, die wir nach einem glücklichen und erfolgreichen Leben streben, verhelfen die Übungen zu Spitzenleistung in allen Bereichen.

Die Entwicklung in der Geschichte und in Shaolin Wahnam

klassisches Qi Gong-BildWährend die 18 Lohan Hände als Grundlage für Shaolin Kung Fu angesehen werden, aus denen sich die 18 Lohan Fäuste (Lohanquan) entwickelten, gelten die Sehnenmetamorphosen als die Grundlage und Essenz des Shaolin Qi Gong. Einige später entwickelte Energieübungen bedienen sich den Prinzipien dieser klassischen Methode, wie zum Beispiel „Reverse Hanging on Double Hooks“ aus den 18 Lohan Künsten.

Über die Jahrhunderte haben sich verschiedene Versionen der Sehnenmetamorphosen entwickelt. Unsere Version in Shaolin Wahnam ist sehr statisch und kommt mit minimaler Bewegung unter Anwendung sanfter Spannung aus.

Die heutzutage populäre Form des Yi Jin Jing wird zumeist als ein zeitaufwändiger und komplizierter Ablauf aus verschiedenen Dehnungsübungen gelehrt. Die 12 Techniken werden meist 12 Mal wiederholt, was inklusive – unserer Ansicht nach unnötiger – Aufwärmübungen insgesamt gut eine ganze Stunde dauern kann.

So überrascht es nicht, dass viele es für unglaubwürdig halten werden, wenn wir behaupten mit nur drei Wiederholungen unserer klassischen und simplen Version binnen weniger Sekunden eine beträchtliche Menge an innerer Kraft zu generieren, die wir anschließend für gesundheitliche Zwecke kanalisieren, sammeln und verdichten oder zur Expansion ins Universum verwenden können.

Darum hat der Kurs zu den Sehnenmetamorphosen in Shaolin Wahnam den Ruf der „Wow-Kurs“ zu sein.


Die in unserer Schule praktizierten Sehnenmetamorphosen sind sehr simpel – simpler als die meisten Menschen sich eine kraftvolle und fortgeschrittene Übung vorstellen würden – aber die Effekte sind enorm.
– Großmeister Wong Kiew Kit


Yi Jin Jing - Großmeister Wong

„Lohan trägt den Berg“
Großmeister Wong Kiew Kit


Aber das war nicht immer so. Als unser Großmeister, den Anleitungen aus den Klassikern penibel folgend, mit dem Training der Sehnenmetamorphosen begann, wiederholte er jede der 12 Übungen langsam 49 Mal, was bis zu einer Stunde dauern konnte. Genau so gab er die Übungen auch im Unterricht weiter.

Sein Verständnis und Können haben sich während seiner Laufbahn immer weiter vertieft. Sifu schreibt dazu selbst:


Über viele Jahre hinweg entdeckte ich die zugrundeliegende Philosophie wie ein Praktizierender durch die Ausübung der Sehnenmetamorphosen innere Kraft entwickeln kann. Zuerst muss er in den Qi Gong-Geisteszustand eintreten. Dann muss er einen Energiefluss generieren. Wenn der Energiefluss heftig wird, kann er eine große Menge innerer Kraft entwickeln.


Wie bei allen Übungsformen unseres Shaolin Cosmos Qi Gong praktizieren wir heutzutage zumeist nur eine einzige Technik pro Übungseinheit. Die Anzahl der Wiederholungen hatte sich bei den Sehnenmetamorphosen zwischendurch auf 12 reduziert. Mittlerweile unterrichtet Sifu nur mehr mit 6 oder gar 3 Wiederholungen, was nicht mehr als ein paar Sekunden dauert. Dennoch entwickeln einige unserer Schüler so viel innere Kraft, dass sie mit dem Kosmos verschmelzen können. Das entspricht auch dem ursprünglichen Namen des Sehnenmetamorphosen-Kurses, „Merging with the Cosmos“, und dessen Zielsetzung.

Diese Kristallisation bis auf die Essenz verkörpert wunderbar unsere Credos „Qualität vor Quantität“ und „weniger ist mehr“.

Wirkungsweise von Yi Jin Jing

In anderen Trainingsmethoden für innere Kraft, wie „Triple Stretch“, muss ein Praktizierender seine fließende Energie in innere Kraft konsolidieren (bzw. verdichten). Aber die Natur der Sehnenmetamorphosen ist so, dass sich fließende Kraft ganz natürlich von alleine konsolidiert.

Handhaltung Qi Gong-ÜbungDurch die diversen Haltungen der Übungen wird der Energiefluss kurzfristig aufgestaut und auf pulsierende Weise durch das „phänomenale große Universum“, also alle 12 Hauptmeridiane, gepumpt. Bei „Flicking Fingers“ wird etwa durch das Beugen der Handgelenke abgeriegelt und durch das „Kippen“ die drei Yang-Handmeridiane nach oben geleitet. Beim Kopf geht der Fluss in die Yang-Beinmeridiane am Rücken über, entlang der Yin-Beinmeridiane an der Vorderseite wieder hoch und weiter in die Yin-Handmeridiane, welche den Kreislauf bei den Fingern vollenden und das „große Universum“ durchbrechen.
MeridiansystemBei Praktizierenden, die noch nicht sehr kraftvoll sind, wird die erste Wiederholung die Energie etwa ein Drittel des Weges wandern lassen. Die nächsten beiden Wiederholungen vollenden einen ganzen Umlauf.

Bei erfahreneren Praktizierenden wird die Energie bei der ersten Durchführung schon zwei Drittel zurückgelegt haben. Die zweite Wiederholung vollendet das „große Universum“ und die dritte steigert den Energiefluss.

Noch kräftigere Übende durchbrechen schon beim ersten Mal den Kreislauf entlang der 12 Hauptmeridiane und weitere Wiederholungen steigern den Energiefluss. Während Praktizierende etwas Extraenergie durchaus verkraften können, verwenden auch sie nur drei Wiederholungen, um unangenehme Nebeneffekte durch Überladung zu vermeiden.

Wer also noch nicht so kraftvoll ist, benötigt mehrere Wiederholungen, um das „große Universum“ zu durchbrechen. Wer schon geübter ist, erreicht dies mit weniger Aufwand und nimmt zusätzliche Energie auf.

Die 12 Übungen

Da die klassischen Namen der Übungen sehr profan sind, hat Sifu poetischere Namen kreiert. Während „Finger strecken“ eine sehr passende technische Beschreibung ist, ist „der heilige Baum lässt Äste wachsen“ natürlich wohlklingender. In der nachfolgenden Liste sind sowohl die klassischen Benennungen sowie auch die Wahnam-Version, jeweils mit deutscher Übersetzung, angeführt.

Da alle Übungen der Sehnenmetamorphosen nach demselben Prinzip funktionieren, also dem Energiefluss in allen Meridianen, unterscheidet sich die Wirkungsweise der einzelnen Übungen untereinander sehr viel weniger als beispielsweise bei den 18 Lohan Händen. Die generierte, pulsierende innere Kraft wird in bestimmten Regionen, wie in den Händen, aktiviert, schwappt dann aber gleich ins gesamte Energiesystem über. Die thematischen Betonungen sind dennoch in der Liste enthalten.

 

1

Golden Dragons Taps on Ground
Der goldene Drache tippt auf den Boden
Flicking Fingers
Die Finger kippen

Aktiviert die 12 Hauptmeridiane und daraus folgend alle Meridiane. 
Sehnenmetamorphosen 1
 
 
2

Sacred Tree Grows Branches
Dem heiligen Baum wachsen Äste
Flexing Fingers
Die Finger strecken

Aktiviert die Meridiane in den Armen. 
Sehnenmetamorphosen 2
 
 
3

Hiding Gold in Fist
Gold in der Hand verstecken
Grasping Thumb
Den Daumen greifen

Öffnet die Lunge, das Hauptorgan, um den Energiefluss zu regulieren. 
Sehnenmetamorphosen 3
 
 
4

Lohan Ties Belt
Lohan bindet den Gürtel
Grasping Fist
Die Faust halten

Verschafft kraftvolle Arme und Fäuste. 
Sehnenmetamorphosen 4
 
 
5

Lohan Reaching for the Sky
Lohan greift nach dem Himmel
Stretching Up
Nach oben strecken

Aktiviert die Seitenmeridiane, die dem Körper Struktur geben. 
Sehnenmetamorphosen 5
 
 
6

Lohan Emerges from Water
Lohan steigt aus dem Wasser empor
Pulling Body
Den Körper hochziehen

Stärkt Brust und Lunge, welche für den Energiefluss verantwortlich sind. 
Sehnenmetamorphosen 6
 
 
7

Immortal Plays with Bamboo
Der Unsterbliche spielt mit Bambus
Jerking Elbows
Die Ellbogen zucken

Aktiviert den Energiefluss entlang der 3 Yang-Handmeridiane. 
Sehnenmetamorphosen 7
 
 
8

Immortal Rubs Eyes
Der Unsterbliche reibt sich die Augen
Rotating Elbows
Die Ellbogen drehen

Aktiviert den Energiefluss entlang der 6 Handmeridiane. 
Sehnenmetamorphosen 8
 
 
9

Lohan Carries Mountain
Lohan trägt den Berg
Stretching Arms
Die Arme strecken

Stärkt die Finger. 
Sehnenmetamorphosen 9
 
 
10

Lohan Holding Bamboo
Lohan hält Bambus
Holding Arms
Die Arme halten

Stärkt die Arme. 
Sehnenmetamorphosen 10
 
 
11

Lohan Presents Blessings
Lohan überreicht Segen
Stretching Palms
Die Hände strecken

Stärkt die Yang-Seite (Außenseite) der Arme. 
Sehnenmetamorphosen 11
 
 
12

Lohan Carries Sun and Moon
Lohan trägt Sonne und Mond

Aktiviert die Beinmeridiane. 
Sehnenmetamorphosen 12

Fazit

Die Sehnenmetamorphosen sollten nur von fortgeschrittenen Schülern praktiziert werden, die ein hohes Maß an Energie bereits gewohnt sind. Auch diese steigern langsam, beginnend mit 2-3 Mal pro Woche. Relative Anfänger, die diese Kunst bei einem Wochenendseminar mit unserem Großmeister erlernen, sollten sie nur etwa alle 10 Tage praktizieren, um Technik und Fähigkeit für die Zeit, in der sie bereit dafür sein werden, zu erhalten. Meister hingegen könnten diese Kunst auch täglich üben, wobei es für diese nicht notwendig ist.

Die Sehnenmetamorphosen sammeln und verfeinern Energie. Daher können Praktizierende, die die höchsten Künste wie „Small Universe“ (mikrokosmischer Orbit) und „Big Universe“ erlernen, raschere Ergebnisse erzielen, wenn sie zuvor einige Zeit die Sehnenmetamorphosen praktiziert haben.

Während Schüler, die die Sehnenmetamorphosen von uns gelernt haben, diesem Artikel sicherlich nützliche Hinweise entnehmen können, werden jene, die dieser Kunst nicht direkt ausgesetzt waren, zwar ein wenig Hintergrundinformationen kennenlernen, aber nicht annähernd eine Vorstellung davon haben wie es ist diese auszuüben und ihre Effekte zu genießen. Hierzu sollte man keinesfalls selbst herumprobieren, sondern unbedingt direkt von einem geeigneten Qi Gong-Meister hohen Niveaus lernen.


Autor: Sifu Leonard Lackinger
Teilweise Übersetzungen der Originaltexte
von Großmeister Wong Kiew Kit

Auf meiner Online-Plattform,

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kannst du jederzeit bequem von zuhause aus lernen:

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Wie ist das möglich?

Dieses Online-Erlebnis zielt NICHT darauf ab, jede Menge unnützes Wissen und komplizierte Übungen zu vermitteln.

Stattdessen dreht sich in „Die Essenz von Qi Gong“ alles darum, dass du

  • dich entspannen
  • deine Gedanken beruhigen
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Du wirst gerade genug Theorie lernen, um deine Praxis zu verstehen und worauf du achten solltest.

Die erlernten Fähigkeiten werden schon bald in deinen Alltag übergehen und deine Freunde und Kollegen werden sich über deine positiven Veränderungen wundern.

Der Kurs besteht aus:

  • 3 wöchentlichen Blöcken aus kurzen Videos mit insgesamt 83, 35 und 31 Minuten mit denen du drei einfache, aber effektive Übungen aus dem Shaolin Cosmos Qi Gong erlernst
  • 1 finale Session mit 60 Minuten, bei der ich dir die entscheidenden Fähigkeiten beibringe
  • + Zusammenfassung und Bonusvideos (42 Minuten)
  • + Aufnahmen von früheren Zoom-Einheiten

Mit insgesamt ca. 4 Stunden Lernzeit, aufgeteilt auf 4 Wochen, hast du auch mit wenig verfügbarer Zeit die Möglichkeit, Qi Gong auf hohem, wirkungsvollen Niveau zu erlernen.

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Links:

10 Questions to the Grandmaster about Sinew Metamorphosis
Is Yi Jin Jing a Sutra or Chi Kung?

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Die Ausübung der angebotenen Shaolin-Künste ersetzen weder Arzt noch psychologische Betreuung, können jedoch jede medizinische Therapie begleiten und unterstützen.